Gemeinsame Pressemitteilung mit Renate Rastätter vom 16. Juni 2009
Trotz „Ja“ aus Berlin: Diamorphin-Behandlung Schwerstabhängiger in Karlsruhe auf wackeligen Beinen
Karlsruher Grüne Abgeordnete fordern den Erhalt des AWO-Standorts als Kompetenzzentrum
Die beiden Grünen Landtagsabgeordneten Renate Rastätter und Gisela Splett äußern sich erleichtert über die Entscheidung des Deutschen Bundestags von Ende Mai, die bisher nur modellhaft zugelassene Behandlung Schwerstsüchtiger mit künstlichem Heroin als Regelversorgung gesetzlich zuzulassen.
In diese Erleichterung mischen sich allerdings auch ernste Befürchtungen bezüglich der Umsetzung in Baden-Württemberg: Denn in den Medien sind bereits Überlegungen aus der CDU – Fraktion bekannt geworden, die vorsehen, die Behandlung mit Diamorphin nur in staatlichen Einrichtungen durchzuführen. Als hierfür geeignet werden die Zentren für Psychiatrie und ihre Außenstellen betrachtet und als Standorte Singen, Ravensburg, Freiburg, Stuttgart, Mannheim, Heilbronn und Ulm genannt. Zum Erstaunen von Splett und Rastätter wird Karlsruhe hierbei jedoch nicht einmal erwähnt.
Die Überlegung, den Karlsruher Standort aufzugeben, stößt bei den beiden Karlsruher Abgeordneten und früheren Stadträtinnen auf völliges Unverständnis. „Es kann doch nicht sein, dass ausgerechnet die Stadt, die als einzige in Baden-Württemberg am bundesweiten Modellversuch beteiligt war, jetzt plötzlich in einen Landeskonzept außen vor bleiben soll.“, so Rastätter und Splett: „Eine solche Entscheidung würde auch bundesweit äußerst negativ beurteilt werden. Und das zu Recht. Denn die Erfolge in Karlsruhe sind eindeutig wissenschaftlich belegt und sie
basieren auf einem überzeugenden Gesamtkonzept.“ Dazu gehören Bausteine wie ortsnahe Zugänglichkeit; interdisziplinäre Kooperation von Ärzten, Krankenschwestern und Sozialarbeitern; Hilfe und Unterstützung zur sozialen Integration; Arbeit und gruppenbezogene Freizeitangebote sowie enge Kooperation mit dem städtischen Klinikum und der örtlichen Psychiatrie, die ambulant unterstützende Beratungsangebote macht – alles wichtige Mosaiksteine, um den Schwerstabhängigen die notwendige Behandlung zukommen zu lassen.
Die beiden Abgeordneten haben sich deshalb in einem gemeinsamen Schreiben an die baden-württembergische Sozialministerin Dr. Monika Stolz gewandt und bitten die Ministerin mit Nachdruck darum, die Karlsruher AWO - Einrichtung als Kompetenzzentrum zu erhalten und die Erfahrungen und Kompetenzen für Baden-Württemberg zu nutzen: „Der entscheidende Schritt in Berlin ist getan. Jetzt kommt es darauf an, dass auch die Umsetzung erfolgreich gelingt.“, schließen Rastätter und Splett.