Gemeinsame Pressemitteilung mit Bernd Muschel vom 1. März 2010

 

Flugfeld-Kiebitze brauchen eine neue Heimat – Umsetzung verzögert sich

 

Dr. Gisela Splett / Dr. Bernd Murschel: „Der Landkreis muss endlich handeln“

 

Das Landratsamt Böblingen ist inzwischen seit über einem Jahr mit der Aufgabe befasst, dem Kiebitz 2010 neuen Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Konkret stand zuletzt eine Fläche in der Krebsbachaue bei Rohrau im Fokus der Untersuchungen. Diese war in einem 2008 erstellten Gutachten als „bei entsprechender Entwicklung sehr gut geeignet“ eingestuft worden.

 

„Inzwischen droht die Schaffung von Ersatzlebensraum in den Mühlen der Landkreisverwaltung unterzugehen“, befürchtet der Leonberger Abgeordnete der Grünen Bernd Murschel. Schließlich stehe die Brutsaison des Kiebitzes unmittelbar bevor – aber noch immer sei unklar, ob und bis wann die für den Kiebitz notwendigen Maßnahmen in der Krebsbachaue nun umgesetzt werden sollen oder nicht.

 

Die umweltpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, Gisela Splett, wertet den Vorgang als „Bankrotterklärung“ für den Naturschutz im Landkreis Böblingen. „Wir haben das Thema vor etlichen Monaten aufgegriffen und darauf gedrängt, dass zeitnah und in räumlicher Nähe Ersatzflächen für den Kiebitz geschaffen werden. Die Einzahlung von Geld in eine Stiftung hilft dem Kiebitz gar nichts, wenn die Mittel nicht für reale Maßnahmen in der Landschaft verwendet werden“, so Splett.

 

Die Ersatzfläche in der Krebsbachaue wäre grundsätzlich als Lebensraum für die Kiebitze geeignet. Allerdings müssten störende Einflussfaktoren beseitigt werden. Insbesondere die Fällung standortsfremder Pappeln, die Verlegung eines Weges und der Abtrag einer Bodenschicht waren bzw. sind auf kommunaler Ebene wie auch im Landratsamt umstritten. Die beiden Abgeordneten der Grünen fordern eine schnelle Entscheidung: „Entweder werden Ersatzflächen für den Kiebitz im Landkreis Böblingen kurzfristig realisiert oder sie müssen an anderer Stelle, z.B. im Ammertal im Landkreis Tübingen, geschaffen werden. Nicht akzeptabel ist, wenn die aus den Winterquartieren zurückkehrenden Kiebitze ohne geeignete Brutstätten bleiben, obwohl seit langem klar ist, dass Maßnahmen zur Stützung der Kiebitz-Population notwendig sind. Das Böblinger Landratsamt muss sich jetzt entscheiden, ob der Kiebitz im Landkreis Böblingen zukünftig noch eine Heimat finden kann.“

 

Auf dem Gelände des Flugfelds in Böblingen gab es bis zum letzten Frühjahr noch Brutmöglichkeiten für streng geschützte Vogelarten wie Kiebitz und Flussregenpfeifer. Während man sich bemüht, dem Flussregenpfeifer am Rande des Flugfelds auch weiterhin geeignete Rohboden- bzw. Kies- Flächen anzubieten, sollte für den Kiebitz, dessen Bestand in Baden-Württemberg seit 1980 um mehr als 50% zurückgegangen ist, Ersatzlebensraum an anderer Stelle geschaffen werden. Einen entsprechenden Suchlauf nach geeigneten Lebensräumen für den Kiebitz in der näheren Umgebung des Flugfelds hatte Staatssekretärin Gurr-Hirsch (MLR) im vergangenen Jahr bei der Beratung eines Grünen Landtagsantrags im Ausschuss Ländlicher Raum zugesagt. Bis dahin war hierfür noch kein Konzept erarbeitet worden; vielmehr sollte die Zerstörung der Kiebitz-Brutstätten durch Geldzahlung an eine Stiftung abgegolten werden.