Pressemitteilung vom 05. April 2007

Gift hat im Wald nichts zu suchen

Grüne lehnen großflächigen Pestizideinsatz gegen Waldmaikäfer ab

Die Grüne Landtagsabgeordnete Dr. Gisela Splett widerspricht Minister Hauk, der die zur Maikäferbekämpfung im Hardtwald vorgesehenen Mittel als „für den Menschen gänzlich ungefährlich“ bezeichnet hat. Die Forstverwaltung will großflächig das Insektizid Dimethoat einsetzen, das auf alle Insekten wirkt und auch für Menschen giftig ist. „Kollateralschäden“ sind deshalb unvermeidbar. Auch bei früheren Einsätzen habe sich gezeigt, so Splett, dass dem Gifteinsatz neben Maikäfern auch gefährdete Arten zum Opfer fallen.

„Das Maikäferproblem wird von der Forstverwaltung dramatisiert“, ist Splett überzeugt. Minister Hauk übertreibt schon bezüglich der betroffenen Befallsfläche. Von den genannten 30.000 ha sind mindestens 8.000 ha komplett befallsfrei. Und auch auf den restlichen ca. 22.000 ha ist die Befallsdichte sehr unterschiedlich. „Eine Bekämpfung auf 3.400 ha ist vollkommen überzogen“, so die Karlsruher Landtagsabgeordnete. Festzustellen sei auch, dass die Forstverwaltung andere Probleme, die der Hardtwald hat, ignoriert. Für die Eichen stellen schließlich nicht nur die Engerlinge, sondern auch der Wildverbiss ein Problem dar. Im Hardtwald sei in der Mehrzahl der Reviere mittlerer oder starker Verbiss festzustellen. Auch die Ausbreitung der Spätblühenden Traubenkirsche stelle für die Verjüngung der heimischen Baumarten ein Problem dar. Und im Zuge des Klimawandels sind insbesondere durch Trockenperioden Probleme im Wald zu befürchten. Vor diesem Hintergrund, so Splett, zeuge es von einer eingeengten Sichtweise, wenn man sich nur auf das Problem Maikäfer kapriziere.

Splett weist darauf hin, dass die Mehrzahl der betroffenen Gemeinden die Maikäfer-Begiftung ablehnen: Stutensee, Linkenheim-Hochstetten, Eggenstein-Leopoldshafen, Weingarten und Karlsruhe haben sich gegen einen Gifteinsatz im Wald ausgesprochen und setzen stattdessen insbesondere auf einen angepassten Waldbau. So sei die Einzelentnahme von Bäumen der flächenweisen Fällung vorzuziehen. Außerdem hofft man auf eine biologische Bekämpfungsmöglichkeit: in den Boden eingebrachte Beauveria-Sporen soll dafür sorgen, dass die Engerlinge von diesem Pilz befallen werden. Die Forstverwaltung hat hier nach Ansicht der Giftgegner die Flinte zu früh ins Korn geworfen und frühere Versuche nicht gründlich genug ausgewertet.

Es treffe zu, so Splett, dass die Waldbewirtschaftung durch den Maikäfer erschwert sei. Es sei aber durchaus möglich, mit dem Maikäfer auch ohne Gifteinsätze zu recht zu kommen. Der Maikäfer sei seit langem Bestandteil des Ökosystems Wald. „Eine „Versteppung“ ist nicht zu befürchten“, betont Splett.

Die Grünen werten es als Erfolg, dass die Bekämpfungsfläche dieses Jahr kleiner ausfalle als von der Forstverwaltung ursprünglich beabsichtigt. Ziel sei es, in den kommenden Jahren den Gifteinsatz ganz zu verhindern.