Pressemitteilung vom 16. Oktober 2007

 

Nonylphenol landet in unseren Gewässern

 

In der EU verboten, in Importware enthalten Textilien als Quelle giftiger Stoffe

 

Vor einigen Wochen haben schwedische Umweltschützer eine Studie über Chemikalien in Textilien vorgestellt. Untersucht wurden Frottee-Handtücher verschiedener Anbieter; festgestellt wurden erschreckend hohe Nonylphenolgehalte (www.snf.se/pdf/handdukar_rapport.pdf). Nonylphenol ist eine hormonell wirksame Substanz mit hoher Bioakkumulationsfähigkeit. Während innerhalb der EU die Verwendung von Nonylphenolethoxylaten verboten ist, bestehen in Textilherstellerländern wie China, Indien und der Türkei keine entsprechenden Regelungen. "Über die importierten Textilien holen wir uns also auch Stoffe wie Nonylphenol, dessen Verwendung innerhalb der EU verboten ist, hierher. Und diese landen dann im Abwasser und in unseren Gewässern", schildert Gisela Splett, umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, das Problem.

 

Nach Ansicht der Grünen Landtagsabgeordneten reichen die bestehenden Kontrollsysteme nicht aus. Splett: "Zwar gibt es einige Messungen aus Fließgewässern, aber zu den Nonylphenolgehalten in importierten Textilien ist amtlicherseits offensichtlich nicht viel bekannt." Dies jedenfalls zeige die Antwort des Umweltministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Darin heißt es, dass der Landesregierung Untersuchungen der Textilindustrie bekannt seien, wonach textile Handelsproben Gehalte von 0,01 - 0,05 % aufweisen, wenn Nonylphenolethoxylat eingesetzt wurde. Nicht bekannt ist, welchen Beitrag die Auswaschung aus Textilien zu den Nonylphenolgehalten in Kläranlagen liefert. Und das, obwohl Nonylphenol gemäß Wasserrahmenrichtlinie als prioritär gefährlicher Stoff eingestuft ist und der Eintrag in die Gewässer EU-weit bis 2020 auf Null reduziert werden soll. Während das Umweltministerium diesbezüglich auf weitergehende Abwasserbehandlungsmaßnahmen wie die Anwendung von Aktivkohlestufen setzt, halten die Grünen Maßnahmen, die an der Quelle ansetzen, für wichtiger.

 

"Wir müssen wissen, was über welche Pfade in die Umwelt eingetragen wird und welche Schadstoffe in welchen Produkten versteckt sind. Ziel muss es sein, Einfluss auf die Hersteller und Importeure auszuüben, damit erst gar keine Schadstoffe in die Produkte gelangen." Insgesamt gehe es darum, die Produktionsmethoden in den Herstellerländern zu verbessern. Nonylphenol und andere Chemikalien, die über Importtextilien bei uns in die Gewässer gelangen, sind eine Seite, die andere sind katastrophale Umweltbelastungen in den Herstellerländern wie China, Indien oder Bangladesch. Auch hierzu hat die Schwedische Naturschutzvereinigung inzwischen einen Bericht vorgelegt (www.snf.se/pdf/rap-swedwatch-textil.pdf).

 

Als ebenfalls besorgniserregend wertet die umweltpolitische Sprecherin der Grünen die Aussagen des Umweltministeriums zu krebserzeugenden Azofarbstoffen in Textilien. So hat die Chemische und Veterinäruntersuchungsanstalt (CVUA) Freiburg 2006 373 Textil- und Lederproben auf verbotene Azofarbstoffe untersucht und ist dabei in 10% der Fälle fündig geworden. "Das heißt, es gibt ein Problem mit Azofarbstoffen in Textilien, aber ein umfassendes Kontrollsystem ist nicht in Sicht", resümiert Splett.