Gemeinsame
Pressemitteilung mit dem BUND
Regionalverband Mittlerer
Oberrhein vom 11.
Mai
2010
BUND und GRÜNE: Die Bahnen
passen nicht durch den Tunnel
Kapazitätsprobleme des
Karlsruher Stadtbahntunnels
lassen sich weder wegdiskutieren
noch totschweigen: Kritikpunkte
am Vieregg-Rössler-Gutachten
laufen ins Leere, angeblicher
Nachweis der Leistungsfähigkeit
muss von KASIG offen gelegt
werden
Seit Ende Januar zeigt das vom
Regionalverband Mittlerer
Oberrhein des Bund für Umwelt
und Naturschutz Deutschland
(BUND) in Auftrag gegebene und
vollständig veröffentlichte
Gutachten des renommierten Büros
Vieregg-Rössler GmbH
Kapazitätsprobleme des geplanten
Stadtbahntunnels in Karlsruhe
auf. Nach nicht belegter
Pauschalkritik seitens der
Karlsruher
Schieneninfrastrukturgesellschaft
(KASIG) im Rahmen der
Pressekonferenz zur Vergabe der
Rohbauarbeiten folgte der
Verweis auf KASIG-eigene
Gutachten, die angeblich die
Realisierbarkeit des
Betriebskonzepts belegen. Im
April folgte ein Schreiben von
Umweltministerin Tanja Gönner an
die Landtagsabgeordneten
Johannes Stober und Gisela
Splett, das dem Vieregg-Rössler-Gutachten
unter Bezugnahme auf die KASIG
„eine Reihe von Mängeln und
Defiziten“ vorwarf. Auf den
wichtigen Kritikpunkt in der
Vieregg-Rössler-Studie, nämlich
die extreme Abhängigkeiten
sämtlicher den Tunnel
befahrender Straßenbahn- und
Stadtbahnlinien voneinander,
wurde hierbei jedoch nicht
eingegangen. Trotz mehrfacher
Anfragen verweigert die KASIG
bis heute die Offenlegung der
von ihr in Auftrag gegebenen und
mit öffentlichen Mitteln
finanzierten Gutachten.
Dem BUND liegt nun die
Stellungnahme der Vieregg–Rössler
GmbH zu den von Ministerin
Gönner genannten Kritikpunkten
vor. Darin wird dargelegt, dass
die Kritik in keinem Punkt
inhaltlich zutreffend ist und
das Büro die Kernaussagen seines
Gutachtens bezüglich der
mangelnden Kapazität des
Stadtbahntunnels in vollem
Umfang aufrecht hält. Der
BUND-Regionalgeschäftsführer
Hartmut Weinrebe und die grüne
Landtagsabgeordnete Gisela
Splett sehen weiterhin die KASIG
in der Pflicht, die bestehenden
und nun nochmals bekräftigen
Zweifel an der Realisierbarkeit
des Betriebskonzeptes
auszuräumen – so dies denn
möglich sei. „Die
Kapazitätsprobleme des
Karlsruher Stadtbahntunnels
lassen sich weder wegdiskutieren
noch totschweigen. Statt sich
mit unserer Kritik fundiert
auseinanderzusetzen werden
bisher nur Nebelkerzen
gezündet“, so Hartmut Weinrebe,
BUND-Regionalgeschäftsführer. Im
Schreiben der Ministerin wird
beispielsweise darauf verwiesen,
dass das zukünftige
Straßenbahnnetz zu 100%
niederflurig sei. Bekanntlich
werden jedoch mit den
Zweisystem-Stadtbahnen auch
zukünftig mittelflurige Bahnen
verkehren, die einen Zustieg
ohne Trittstufe nur über die
vordersten beiden Türen im
Bereich 15 Meter langer
Bahnsteighöcker zulassen.
Splett: „Die Tatsache, dass drei
Monate nach der Veröffentlichung
des Vieregg-Rössler-Gutachtens
außer den leicht widerlegbaren
Kritikpunkten im
Ministerschreiben von den
U-Strab-Planern keine Argumente
vorgebracht und kein Beleg für
die Realisierbarkeit des
Betriebskonzepts vorgelegt
wurden, spricht für sich.“
Splett fordert die KASIG
auf, die Gutachten, auf die
immer wieder Bezug genommen
wird, endlich öffentlich zu
machen. „Nur so kann
nachvollziehbar gemacht werden,
von welchen Annahmen ausgegangen
wurde und welche Ergebnisse
belastbar sind.“ Für den BUND
Regionalverband Mittlerer
Oberrhein ergänzt Weinrebe:
„Nach unserem Gutachten müssten
zur Realisierung der geplanten
Zugzahlen 25% bis 30% der
Zugfahrten aus dem
Stadtbahntunnel herausgenommen
werden und oberirdisch geführt
werden. Wenn die bisherigen
Auftragnehmer der KASIG nicht in
der Lage sind, dies in einem
öffentlichen Gutachten zu
widerlegen, so gebietet es die
von Oberbürgermeister Fenrich
geforderte Fairness und
konstruktive Zusammenarbeit,
dass hierfür nötigenfalls ein
unabhängiger Gutachter
eingeschaltet wird.“