Pressemitteilung vom 20. Januar 2008

Grüne fordern schnellere energetische Sanierung von Hochschulgebäuden

Die Landtagsabgeordneten Gisela Splett und Renate Rastätter weisen auf den schlechten energetischen Zustand der landeseigenen Gebäude in Karlsruhe und das langsame Sanierungstempo hin. „Gerade im Gebäudebestand lässt sich viel für den Klimaschutz tun“, betonen die beiden Karlsruher Abgeordneten. „Für Wohngebäude gibt es nun das erneuerbares Wärme-Gesetz, das der Landtag Anfang November verabschiedet hat. Doch beim eigenen Gebäudebestand und insbesondere bei den Hochschulen und Universitäten tut das Land viel zu wenig“.

Dabei ist der Energiehunger der Universitäten und Hochschulen im Land groß: 747 GWh für Wärme und 446 GWh für Strom wurden in den Universitätsgebäuden und Unikliniken im Jahr 2004 verbraucht. Dadurch wurden 277.000 t CO2 emittiert. Damit verbrauchen die neun Universitäten des Landes allein soviel Energie wie eine Stadt mit 27.000 Einwohnern. Mit 301 kWh pro m² Nutzfläche im Jahr ist der spezifische Wärmeverbrauch der Universitäten im Verhältnis zu durchschnittlichen 152 kWh pro m² bei den übrigen Landesgebäuden sehr hoch. Dies ist nicht nur dem Energiebedarf der Spezialgebäude wie Laboren geschuldet, sondern auch dem oft schlechten baulichen und energetischen Zustand. Der Rechnungshof bezifferte schon vor vier Jahren den Sanierungsbedarf allein an den Universitäten auf 2,4 Milliarden Euro. Werden die sonstigen Hochschulen mit dazu gerechnet, ergibt sich ein Sanierungsbedarf von mehr als 3 Milliarden Euro.

Für Karlsruhe ergibt sich aus einer Kleine Anfrage der Grünen aus dem Jahr 2007 (Drucksache 14/895), dass die nichtuniversitären Landesgebäude einen Wärmeverbrauch von bis zu 270 kWh pro m2 Nutzfläche im Jahr aufweisen. Für die Uni, deren Gebäudebestand mehr als die Hälfte der landeseigenen Gebäudefläche ausmacht, liegen für viele Gebäude keine genauen Zahlen vor. Trotz des hohen Sanierungsbedarfs sind innerhalb der letzten 10 Jahre von den über 400 landeseigenen Gebäuden in Karlsruhe nur in knapp 20 umfassendere Sanierungsarbeiten durchgeführt worden. Und auch in den kommenden Jahren sind nur in wenigen Gebäuden Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Standards geplant. Genannt wurden beispielsweise die energetische Optimierung der Hörsaalgebäude HMU und HMO und Wärmedammmaßnahmen beim Kollegiengebäude Mathematik, bei Maschinenbaugebäuden und dem Gebäude 30.10 (Nachrichtentechnik).

Landesweit laufen den Hochschulen die Heizkosten davon. Laut Energiebericht des Landes belief sich die Heizrechnung der Universitäten im Jahr 2004 auf 33,6 Mio. Euro; die Kosten waren seit 2000 um 25 % gestiegen. Inzwischen sind die Energiepreise weiter gestiegen und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Bei der Uni Karlsruhe stiegen die Heizkosten von im Jahr 2003 1,8 Mio. Euro auf im Jahr 2005 2,1 Mio. Euro.

„Der Energieverbrauch der Unis und Hochschulen muss schon aus Gründen des Klimaschutzes so schnell wie möglich nach unten“, fordern Splett und Rastätter. Außerdem können eingesparte Energiekosten für andere Dinge genutzt werden. „Statt Energie zum Fenster raus zu heizen, wollen wir die Mittel lieber für Forschung und Lehre ausgeben.“ Bisher, so kritisieren die Landtagsgrünen, fehlen Anreize für Einsparungen durch energetische Sanierungen. In der Regel trägt die Baukosten das Land und die Heizkosten die Hochschule. Die Hochbauverwaltung hat deshalb keine Anreize, die Landesmittel zur Einsparung von Energiekosten einzusetzen, denn sie als Bauherr profitiert nicht unmittelbar von den gesenkten Heizkosten.

Splett und Rastätter fordern, dass das Kriterium Energieeffizienz bei der Prioritätensetzung für Sanierungsmaßnahmen einen hohen Stellenwert erhält. Die beiden Karlsruher Abgeordneten kritisieren in diesem Zusammenhang, dass in einer Antwort auf einen SPD-Antrag vom letzten Jahr (Drucksache 14/762) als Gesichtspunkte für die Prioritätensetzung der energetische Zustand nicht genannt war, sondern neben der Beseitigung von Gefahrenpotenzialen insbesondere die Drittmittelfinanzierung hervorgehoben wurde. „Das Kriterium Energieeinsparung muss zukünftig hohe Priorität erhalten. Der Grundsatz muss lauten: keine Sanierung ohne energetische Verbesserung. Die Energieeinsparpotentiale müssen in die Wirtschaftlichkeitsberechnungen einfließen - wenn die ökologische Effizienzrendite berücksichtigt wird, lassen sich energetische Sanierungen schneller realisieren.“

Die Landtagsgrünen haben sich im Nachtragshaushalt dafür eingesetzt, das für den unterirdischen Stuttgarter Bahnhof vorgesehene Sondervermögen in Hohe von 300 Mio. Euro für die Sanierung und Modernisierung der Hochschulgebäude zu verwenden. Langfristiges Ziel der Landtagsgrünen ist die „klimaneutrale Hochschule“.