Pressemitteilung vom 28. Februar 2011

 

Karlsruhe hat die geringsten Klassenzahlen an Beruflichen Gymnasien von allen Stadtkreisen in Baden-Württemberg

 

„Stellenwert des Technologie- und Wissenschaftsstandorts Karlsruhe wird von der Landesregierung beim Ausbau der Beruflichen Gymnasien auf sträfliche Weise missachtet“

 

Die beiden Karlsruher Landtagsabgeordneten Renate Rastätter und Gisela Splett sind empört über die hartnäckige Verweigerungshaltung der Landesregierung beim Ausbau der Beruflichen Gymnasien in Karlsruhe. In zwei Antwortschreiben an die beiden Grünenpolitikerinnen hat Kultusministerin Schick erneut die Anträge der Beruflichen Schulen Elisabeth-Selbert-Schule und Carl-Engler-Schule abgelehnt.

 

Die Elisabeth-Selbert-Schule hat die Einrichtung eines sozialwissenschaftlichen Gymnasiums und einer Berufsoberschule für Sozialwesen beantragt. Die Carl-Engler-Schule mit ihrem gewerblich-technischen Profil beantragt seit 2007 die Einrichtung einer zusätzlichen gymnasialen Oberstufe der Richtung „Technik und Management“. Die drei beantragten gymnasialen Oberstufenbildungsgänge gibt es bislang in Karlsruhe noch nicht. Sie sind aber sowohl als Ausbildungsangebote für SchulabgängerInnen von Realschulen und Werkrealschulen als auch für unseren Technologie-, Wissenschafts- und Wirtschaftstandort unverzichtbar.

 

Splett und Rastätter verweisen darauf, dass es im Bereich der allgemein bildenden Gymnasien in Karlsruhe ein Vollangebot aller gymnasialen Profile, einschließlich  altsprachliches Gymnasium sowie Sport-, Musik- und Kunstprofilgymnasium gibt, während im Bereich der Beruflichen Gymnasien das Wahlangebot für Realschul- und Werkrealschulabsolventen äußerst gering ist und seit Jahren die gewünschte und notwendige Ausweitung der Profile blockiert wird. Rastätter und Splett: „Diese Blockade ist auch aus Gerechtigkeitsgründen völlig inakzeptabel, denn viele Karlsruher Schülerinnen und Schüler, die den Weg zum Abitur über die Realschule und Werkrealschule gehen, sind gezwungen, nach Ettlingen, Bruchsal, Pforzheim sowie Baden-Baden zu pendeln“. 

 

Die beiden Grünenabgeordneten haben nun festgestellt, dass die Behauptung von Kultusministerin Schick, laut der bei der Einrichtung von zusätzlichen Kassen und Profilen der Beruflichen Gymnasien eine regionale  Ausgewogenheit zugrunde gelegt worden sei, schlichtweg falsch ist. Im Vergleich aller 9 Stadtkreise Baden-Württembergs hat Karlsruhe die geringste Klassenzahl bei den Beruflichen Gymnasien, mit der Ausnahme von Baden-Baden. Baden-Baden ist allerdings ein Sonderfall, da Baden-Baden keine Beruflichen Gymnasien, sondern nur Berufsoberschulen für Sozialwesen und Wirtschaft hat. So sind im Schuljahr 2010/11 in Stuttgart 26, in Heilbronn 17, in Mannheim 17, in Ulm 16, in Pforzheim 15, in Heidelberg 12, aber in Karlsruhe nur 11 Klassen Beruflicher Gymnasien genehmigt und eingerichtet worden. (Quelle:  Landtagsdrucksache 14/7461). Im nächsten Schuljahr wird sich das Ungleichgewicht noch verschärfen, denn von den 100 zusätzlichen Klassen, die landesweit für das Schuljahr 2011/12 nachträglich genehmigt worden sind, erhält die Stadt Karlsruhe nur eine zusätzliche Klasse am Wirtschaftsgymnasium der Friedrich-List-Schule, während bei den anderen Stadtkreisen ein größerer Ausbau stattfindet.

 

Damit steht für die beiden grünen MdLs fest, dass die Landesregierung den hohen Stellenwert des Wissenschafts- und Technologiestandorts Karlsruhe bei der Genehmigung von Profilen und Klassen des Beruflichen Gymnasiums geradezu auf sträfliche Weise missachtet.

 

Erschwerend kommt noch dazu, so Rastätter und Splett, dass Nordbaden auch in diesem Schuljahr das höchste strukturelle Unterrichtsdefizit aller vier Regierungsbezirke aufweist (d.h., dieser Unterricht wird bereits von Schuljahresbeginn nicht erteilt. Das strukturelle Unterrichtsdefizit summiert sich zum üblichen Unterrichtsausfall).

 

So beträgt das strukturelle Unterrichtsdefizit im RP Stuttgart 4,2 %, im RP Freiburg 3,4 %, im RP Tübingen 3,9 %, im RP Karlsruhe aber 5,9 %. Eine verlässliche, seriöse und gerechte Bildungspolitik sieht anders aus:

„Das strukturelle Unterrichtsdefizit an den Beruflichen Schulen muss deshalb im ganzen Land schnellstens abgebaut werden. Die Genehmigung der notwendigen zusätzlichen Klassen und Profile des Beruflichen Gymnasiums in Karlsruhe darf nicht mehr länger blockiert werden“, fordern die beiden Grünenpolitikerinnen abschließend.