Pressemitteilung vom 18. April 2007
Energetische Sanierung im
Schneckentempo: Gisela Splett:
Bei dem Tempo dauert die
Sanierung in Karlsruhe 200
Jahre!
Grüne fordern
verstärkte Anstrengungen zur
Reduzierung der CO2-Emissionen
Der
vom Finanzministerium vorgelegte
Energiebericht 2000 bis 2004
gibt einen Überblick über die
Entwicklung des
Energieverbrauchs der
Landesgebäude ins¬gesamt. Da den
Grünen der Detaillierungsgrad im
Energiebericht nicht ausreicht,
hat die umweltpolitische
Sprecherin Gisela Splett am
Beispiel der Karlsruher
Landesliegenschaften per Anfrage
weitere Informationen eingeholt.
In der nun vorliegenden Antwort
der Landesregierung zeigt nach
Ansicht der Abgeordneten, dass
der Handlungsbedarf riesig ist.
Keines der 407 landeseigenen
Gebäude in Karlsruhe wird
offenbar mit erneuerbaren
Energien beheizt.
Dabei, so Gisela Splett, gibt es
gerade in Karlsruhe mit
innovativen Projekten der
städtischen Volkswohnung
Anschauungsbeispiele für das
Heizen mit Biomasse. "Das Land
als Gebäudeeigentümer könnte
sich da ruhig eine Scheibe
abschneiden", findet die
Karlsruher Grüne. "Das Land gibt
an, dass landeseigene Gebäude in
Karlsruhe einen Wärmeverbrauch
von bis zu 270 kWh pro m2
Nutzfläche haben. Das ist viel
zu viel", so Gisela Splett, und
fragt sich zugleich, ob das
überhaupt die ganze Wahrheit
ist. "In der Umwelterklärung der
Landesanstalt für Umweltschutz
(LfU) von 2004 war für das
landeseigene Gebäude Hertzstr.
173 sogar ein Heizenergiebedarf
von über 350 kWh pro m2
angegeben." Im Vergleich dazu
braucht ein Niedrigenergiehaus
nicht mehr als 70 kWh pro m2.
Trotz des großen
Einsparpotentials gehe die
energetische Sanierung im
Schneckentempo voran. In den
letzten 10 Jahren wurden in
Karlsruhe 19 Gebäude umfassend
saniert und dabei der
energetische Standard wesentlich
verbessert. Für die nächsten
Jahre seien in 12 Gebäuden
konkrete Maßnahmen geplant, die
auch den energetischen Standard
verbessern. "Bei diesem Tempo
von ca. zwei Gebäuden pro Jahr
braucht man 200 Jahre, bis man
einmal mit dem Sanieren durch
ist", kritisiert Splett und
merkt an, dass eine
Vorreiterrolle anders aussieht.
"Wenn man dann noch - wie es die
Landesregierung offenbar tut -
die energetische Sanierung in
erster Linie an den
einzuhaltenden gesetzlichen
Vorgaben ausrichtet und bei
Wirtschaftlichkeitsberechnung
nur die aktuellen Energiepreise
und nicht zu erwartenden
Steigerung zugrunde legt, dann
werden ökologische und
ökonomische Potentiale nur
unzureichend ausgeschöpft."
Das Verfahren zur
verwaltungsinternen
Refinanzierung energiesparender
Maßnahmen sei - so die Auskunft
der Landesregierung - lediglich
in einem Fall, nämlich bei der
Erneuerung der Stromversorgung
des Polizeipräsidiums zum
Einsatz gekommen. Für die grüne
Abgeordnete stellt sich
angesichts dieser Auskunft die
Frage, ob dieses alternative
Finanzierungsmodell für
Energiesparmaßnahmen seinem
Anspruch überhaupt gerecht wird.
"Insgesamt", so Splett, "passt
das langsame Tempo der
energetischen Sanierung des
landeseigenen Gebäudebestands
nicht zu den hehren Zielen der
Landesregierung. Offensichtlich
gibt es keinen an den
Klimaschutzzielen ausgerichteten
Sanierungsplan. Wenn Ministerin
Gönner, wie sie dies vor einigen
Wochen getan hat, an die
Kommunen appelliert, für
öffentliche Einrichtungen
Anreize zum Energiesparen
einzuführen, dann sollte sie
denselben Appell auch an ihren
Kabinettskollegen Stratthaus
richten und eine beschleunigte
energetische Sanierung der
Gebäude verlangen", fordert
Splett.