Pressemitteilung vom 18. Mai 2007

„Die mutige Initiative der rund 100 Hauptschulrektoren aus Südwürttemberg verdient nicht nur unseren Respekt, sondern auch unsere Solidarität“

 „Wir wünschen uns eine breite Unterstützung, auch aus Karlsruhe“

In einem Offenen Brief an Kultusminister Rau haben rund 100 Schulleiterinnen und Schulleiter aus dem Kreis Ravensburg und dem Bodenseekreis einen Paradigmenwechsel in der Schulstrukturpolitik angemahnt. Die praktizierenden Schulexperten haben gefordert, dass die frühe Trennung der Kinder nach nur vier gemeinsamen Schuljahren aufgegeben wird und die Schülerinnen und Schüler länger gemeinsam unterrichtet werden.

Die beiden grünen Karlsruher Landtagsabgeordneten Renate Rastätter und Gisela Splett und begrüßen diese mutige und konsequente Initiative. „Der Vorstoß der Schulleiter kommt genau zur richtigen Zeit. Denn überall gärt es an der Basis. Diese Schulleiterinnen und Schulleitern haben seit vielen Jahren engagiert daran gearbeitet, Innovationen in der Hauptschule umzusetzen, um ihren Schülerinnen und Schülern Bildungserfolg und persönliche und berufliche Chancen zu ermöglichen. Wenn diese Schulpraktiker nun in einer umfassenden Analyse darstellen, dass die Selektionsstruktur in unserem Schulsystem seit vielen Jahren die Hauptschule trotz vieler pädagogischer Innovationen zu einem Auslaufmodell gemacht hat, dann ist das überzeugend und glaubwürdig.“

Wir freuen uns darüber, dass die mutigen Schulleiterinnen und Schulleiter derzeit aus dem ganzen Land Zustimmung und Unterstützung von Lehrern, Wissenschaftlern und Eltern erhalten. Denn die Schulleiter verdienen nicht nur Respekt, sondern auch breite Unterstützung. Die grüne Landtagsfraktion hat in den letzten Tagen ein Schreiben an alle Hauptschulrektorinnen und Rektoren im Lande geschrieben und Ihnen den Offenen Brief der südwürttembergischen Schulleiter zugeschickt. Wir hoffen auf weitere Unterstützung, auch aus Karlsruhe.

„Gerade die Entwicklung in Karlsruhe zeigt, dass die Abstimmung mit den Füßen – weg von der Hauptschule hin zu Schulformen mit höherwertigen Abschlüssen – Realschule und Gymnasium – immer schneller und dramatischer verläuft. „Wenn inzwischen 52 % der Schülerinnen und Schüler in Karlsruhe das Gymnasium, aber nur noch 22 % der Schüler in Karlsruhe die „Haupt“schule besuchen, dann wird doch offensichtlich, dass das aus dem vorletzten Jahrhundert stammende Schulsystem einer dringenden Reform bedarf“, so Renate Rastätter, die bildungspolitische Sprecherin der Landtagsgrünen. „Auch in Karlsruhe sind deshalb Debatten über die Weiterentwicklung der Schulstruktur notwendig, auch dazu wollen wir mit unserem Offenen Brief beitragen“, so Rastätter und Splett. 

Mit einer parlamentarischen Initiative im Landtag wollen die Grünen darüber hinaus verhindern, dass die Diskussion abgewürgt wird. „Wer sich jeglicher Veränderung verweigert, die sich immer drängender aus demografischer, wissenschaftlicher und internationaler Entwicklung ergibt, und selbst die Debatte darüber mit disziplinarischen Maßnahmen austreten will, handelt nicht im Interesse der Kinder. Minister Rau muss sich nicht wundern, wenn es an der Basis gärt. Von Dialog reden und über Selbstständigkeit von Schulen reden ist das eine, es zu praktizieren offensichtlich aber nicht erwünscht.“