Gemeinsame Pressemitteilung mit der Gemeinderatsfraktion vom 20. Juni 2008
Bei
Lärmaktionsplanung spielt
Mitwirkung der Öffentlichkeit
eine
Schlüsselrolle
Im
Mittelpunkt einer
Informationsveranstaltung der
GRÜNEN Gemeinderatsfraktion am
Donnerstagabend im Café Palaver
stand die Lärmaktionsplanung und
ihr
möglicher Beitrag zur
Verbesserung der Lebensqualität
in Karlsruhe. Lärm ist eines der
größten Umweltprobleme in
Europa. Mit dem Ziel eines hohen
Gesundheits- und
Umweltschutzniveaus haben sich
die Regierungschefs der
Europäischen Union deshalb 2002
auf eine Richtlinie verständigt,
nach der in Ballungsräumen mit
mehr
als 250.000 EinwohnerInnen bis
zum 18. Juli 2008
Lärmaktionspläne erstellt werden
müssen.
Bettina Lisbach,
Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN
im Gemeinderat mahnte deshalb
eine zügige Bearbeitung der
Problematik in Karlsruhe an. In
ihrem Eingangsstatement wies sie
auf die in Karlsruhe vorhandenen
Lärmbelastungsschwerpunkte wie
z.B. die Untermühlsiedlung hin.
„Es ist äußerst bedauerlich,
dass mit der Erstellung eines
Aktionsplans erst jetzt begonnen
wird. Karlsruhe hinkt damit den
Vorgaben der Richtlinie und
anderen Städten hinterher.“ Eine
Überschreitung der geltenden
Fristen sei nun unvermeidlich.
Trotzdem sei es wichtig, der
Planerstellung die notwendige
Zeit einzuräumen und „Nägel mit
Köpfen“ zu machen.
Um
die Landessicht ergänzt wurden
ihre Ausführungen durch Dr.
Gisela Splett, umweltpolitischen
Sprecherin der GRÜNEN
Landtagsfraktion. Die
Abgeordnete wies
auf die von ihr im Landtag
eingebrachten Initiativen für
einen besseren Lärmschutz hin.
Bedauerlicherweise habe die
Landesregierung die im
Umweltplan aus dem Jahr
2000 enthaltenen ehrgeizigen
Lärmminderungsziele mit der
Fortschreibung des Umweltplans
im vergangenen Jahr aufgegeben.
Gisela Splett: „Wir GRÜNEN
halten an einer Orientierung des
Lärmschutzes am gesundheitlich
Erforderlichen fest und haben
die Landesregierung
aufgefordert, die Kommunen bei
der Lärmsanierung stärker zu
unterstützen.“
Hauptredner des Abends war
Herbert Brüning, Leiter des
Umweltamtes der Stadt
Norderstedt. Die Stadt, die zum
Hamburger Ballungsraum gerechnet
wird, hat einen
bundesweit vorbildlichen
Lärmaktionsplan erstellt.
Wichtig, so hob Brüning hervor,
sei die Mitwirkung der
Öffentlichkeit am
Planungsprozess von Anfang an.
Die EU-Richtlinie gebe dies vor
und verlange eine über normale
Beteiligungsrechte hinausgehende
„Mitwirkung“. Die Einbindung der
Betroffenen sei auch wichtig, um
die Umsetzung der Maßnahmen
voranzutreiben: „Wer von einer
Lärmentlastung profitiert, wird
auch auf die Umsetzung des
Aktionsplans drängen.“ In
Norderstedt hat man deshalb
bereits 2004 mit der Information
der Öffentlichkeit und der
Durchführung von Foren und
Workshops begonnen. Als
vorteilhaft habe sich die
Einbindung der
Wohnungswirtschaft in den
Prozess erwiesen – sie
profitiert durch
Wertsteigerungen der Immobilien
von der Lärmminderung und hat
die Planung deshalb unterstützt.
Auch innerhalb der Verwaltung
galt es, Netzwerke zu schmieden
und Interessen zu vernetzen, um
alle notwendigen Akteure ins
Boot zu holen. Lohn der Arbeit
ist in Norderstedt ein von
breiter Akzeptanz getragener
Lärmminderungsplan mit
zahlreichen konkreten Maßnahmen
wie z.B. Temporeduzierungen, dem
Bau von Radwegen, einer
veränderter Verkehrsführung für
Lkws und dem
stadtgestalterischen Umbau von
Straßen. Eine
Kosten-Nutzen-Analyse der sehr
transparent aufgeschlüsselten
Maßnahmen belegt, dass diese
sich innerhalb weniger Jahre
amortisieren. Für den
Norderstedter Lärmaktionsplan
wurde außerdem der Nachweis
erbracht, dass dieser
ökologische, soziale und
ökonomische Vorteile vereint,
also nachhaltig ist.
In
der anschließenden Diskussion,
an der sich auch Vertreter
mehrerer Karlsruher
Bürgervereine beteiligten, war
man sich einig, dass das
Lärmproblem in Karlsruhe
zügig angegangen werden muss und
das Norderstedter Beispiel
hierfür wertvolle Hinweise
liefert. Die GRÜNE
Gemeinderatsfraktion will sich
deshalb bemühen, Herbert Brüning
für einen weiteren Vortrag in
Karlsruhe zu gewinnen, der sich
dann an die für die Planung
verantwortlichen Ämter richten
soll.
Mehr
Infos:
Vortrag zur
Lärmminderungsplanung
Norderstedt: www.uglr-info.de/media/documents/1194126765.pdf
Lärmminderungsplan der Stadt
Norderstedt:
www.lmp-norderstedt-2013.de
EU-Umgebungslärmrichtlinie:
http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/l21180.htm