Gemeinsame Pressemitteilung mit dem BUND-Regionalverband Mittlerer Oberrhein vom 18. April 2008

Grüne und BUND kritisieren Gifteinsatz der Forstverwaltung im Hardtwald

Dimethoat-Einsatz stellt schwerwiegenden Eingriff in das Waldökosystem dar

Die Grüne Landtagsabgeordneten Gisela Splett und der Regionalgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hartmut Weinrebe kritisieren die von der Forstverwaltung geplante Maikäferbekämpfung scharf. Nachdem im letzten Jahr bereits ein großflächiger Pestizideinsatz gegen der „Südstamm“ der Maikäfer durchgeführt worden war, will die Forstverwaltung in diesem Jahr auf ca. 2000 ha gegen den so genannten „Nordstamm“ vorgehen. Im Hardtwald zwischen Graben-Neudorf und Hockenheim / St. Leon-Rot soll voraussichtlich ab 1. Mai das Breitband-Insektizid Dimethoat per Hubschrauber versprüht werden.

Von Naturschutzseite wird dabei unter anderem kritisiert, dass im Überschneidungsbereich von Süd- und Nordstamm die gleichen Flächen nun zwei Jahre hintereinander mit dem Fraßgift behandelt werden. Dass das für die betroffenen Ökosysteme problematisch sei, liege auf der Hand. Zumal die Forstverwaltung ja einräume, dass die eingesetzten Mittel keineswegs gezielt gegen den Maikäfer wirken, sondern auch andere Insekten töten, darunter auch seltene Käferarten. Ebenso wirkt das Pestizid toxisch auf weitere Artengruppen wie Vögel und Fledermäuse, bekannt ist zudem seine Wirkung als Nervengift beim Menschen.
„Diese Art der Maikäferbekämpfung passt nicht zu einer naturnahen Waldwirtschaft“, sind sich Splett und Weinrebe deshalb einig.

Der eingeschlagene Weg sei auch nicht zukunftsfähig. „Die Forstverwaltung weiß gar nicht, wie sie aus der Maikäferbekämpfung per Pestizid wieder aussteigen kann.“ Grüne und BUND fordern die Forstverwaltung auf, sich bei der Waldbewirtschaftung auf den Maikäfer einzustellen, statt Jahr für Jahr mit Pestiziden in den Wald zu rücken. „Der Maikäfer macht die Waldbewirtschaftung schwieriger, aber nicht unmöglich“. Dieses Fazit zieht Splett auch aus einer Exkursion mit Vertretern der Forstverwaltung im letzten Herbst im Hardtwald. „Trotz Maikäfer gibt es Flächen, auf denen Laubbaumbestände hervorragend gedeihen und insgesamt kommt das Ökosystem Wald mit dem Maikäfer zurecht.“

Entsprechend seien auch nicht ökologische Gründe für die Maikäferbekämpfung ausschlaggebend. Vielmehr stünden ganz klar wirtschaftliche Interessen im Vordergrund.

Insgesamt, so Splett und Weinrebe, sehen wir, dass der Wald zunehmend unter Druck gerät. Die guten Holzpreise haben dazu geführt, dass vielerorts der Holzeinschlag stark zugenommen hat. In diesem Zusammenhang weist Hartmut Weinrebe auch darauf hin, dass in den letzten Monaten auch in der Region Karlsruhe zahlreiche alte Eichen gefällt worden sind. Darunter waren nachweislich auch etliche vom Heldbock bewohnte Eichen.
 

Spätestens hier, so Splett und Weinrebe, fällt die Argumentation der Forstverwaltung, man müsse den Maikäfer bekämpfen, um die Eichen als Lebensstätte des Heldbocks zu schützen, in sich zusammen. Für den EU-rechtlich geschützten Käfer stellt die Holzbewirtschaftung mit Fällung von Heldbock-Eichen eine weitaus größere Gefahr dar, als es der Maikäfer durch Erschwernisse für die Eichenverjüngung je könnte.