Pressemitteilung vom 01. Juli 2008
Wieder Streit
um Pestizide: Erhöhung der
Grenzwerte bis zum 730fachen
geplant
Gisela Splett:
Umweltministerin Tanja Gönner
muss sich den Plänen Gabriels
widersetzen
"Zum Schutz der
Bürgerinnen und Bürger
Baden-Württembergs muss sich
Umweltministerin Tanja Gönner
bei ihren Fachkollegen in der
'Deutschen Kommission zur
Reinhaltung des Rheins' und
insbesondere bei
Bundesumweltminister Sigmar
Gabriel dafür einsetzen, die
massive Erhöhung der
Pestizidgrenzwerte noch zu
verhindern", fordert Dr. Gisela
Splett, die umweltpolitische
Sprecherin der Grünen im
Landtag.
"Nach dem Bienensterben mit
Millionen toter Bienen und dem
Versagen von
Landwirtschaftsminister Hauk
wird dies eine weitere
Bewährungsprobe sein, ob die
Landesregierung der
Chemieindustrie näher steht als
dem Verbraucherschutz", macht
Splett die grundsätzliche
Bedeutung dieses Vorganges
deutlich.
Anlass ist die Vollversammlung
der Internationalen Kommission
zum Schutz des Rheins (IKSR) am
2. und 3. Juli. Dort soll unter
Vorsitz von Tanja Gönner ein vom
Bundesumweltminister Gabriel
vorbereitete Beschluss gefasst
werden, Pestizidgrenzwerte
massiv zu erhöhen.
"73 Mikrogramm Bentazon sollen
künftig in allen Seitengewässern
des Rheins zulässig sein - im
Rhein selbst weiterhin 0,1
Mikrogramm Bentazon. Bisher sind
dies 0,1 Mikrogramm, was dem
Pestizid-Trinkwassergrenzwert
entspricht. Bei anderen
Pestiziden sollen die Grenzwerte
um den Faktor 10 - 180 erhöht
werden - das ist ein Skandal.
Der Bundesumweltminister nimmt
mit seinen Plänen eine
Gefährdung der
Trinkwassergewinnung und eine
Zwei-Klassengesellschaft in der
Bevölkerung bewusst in Kauf. Dem
muss sich Ministerin Gönner
energisch entgegensetzen",
appelliert Splett.
Häufig werde Trinkwasser aus
Grundwasserbrunnen gewonnen, die
keine Reinigungsstufe gegen
derartige Giftstoffe hätten.
Selbst wenn dort das Wasser der
Flüsse und Bäche nicht direkt
für die Trinkwassergewinnung
verwendet werde, versickere das
Wasser dennoch im Untergrund und
könne so die
Trinkwassergewinnung gefährden.
"Statt einfach die Grenzwerte zu
erhöhen, ist aus grüner Sicht
eine stärkere Förderung des
ökologischen Landbaus sowie ein
sorgsamerer Umgang mit
Pestiziden in der
konventionellen Landwirtschaft
notwendig. Was wir brauchen, ist
die Umsetzung des
Vorsorgeprinzips - und nicht
hektisches Untersuchen nach
jährlich neuen
Pestizidskandalen. Mit einem
konsequenten
Pestizidreduktionsprogramm
könnten die bestehenden
Grenzwerte erreicht und damit
auch die Anforderungen der
Wasserrahmenrichtlinie erfüllt
werden", so Splett.