Pressemitteilung vom 23. August 2007
Erhalt der Artenvielfalt erfordert Artenkenntnisse
Splett fordert Regierung auf, mehr für die taxonomische Forschung und Lehre zu tun
Wissenschaftliche Fachgesellschaften und Verbände machen schon seit längerem darauf aufmerksam, dass der Erhalt der Artenvielfalt Expertenwissen voraussetzt und es um die Forschung und Lehre in diesem Bereich nicht eben gut bestellt ist (siehe www.taxonomie-initiative.de). Tatsache ist, dass seit Jahren ein Abbau der Professuren, die sich mit der Systematik von Pflanzen- und Tierarten beschäftigen, an deutschen - und auch an baden-württembergischen - Hochschulen zu beobachten ist.
Die Grüne Landtagsabgeordnete Gisela Splett hat sich dieser Problematik in einem Abgeordnetenbrief angenommen und sich bei Wissenschaftsminister Frankenberg erkundigt, wie sich die Situation der taxonomischen Forschung und Lehre an den baden-württembergischen Hochschulen und den Naturkundemuseen darstellt, welche personellen und finanziellen Mittel zur Verfügung stehen und wie bestehende oder zu erwartende Defizite behoben werden sollen.
Die Antwort aus dem Wissenschaftsministerium wertet die Grüne Abgeordnete als einen Versuch, den Zustand noch möglichst positiv darzustellen. Trotzdem könne die Zahl der genannten Lehrstühle, an denen im Bereich Taxonomie gelehrt werde, nicht darüber hinwegtäuschen, dass deutliche Defizite vorhanden sind. Schon jetzt stellt die Taxonomie an den meisten Instituten keinen Kernarbeitsbereich dar. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass viel Fachwissen verloren geht, wenn weitere ExpertInnen die Hochschulen aus Altersgründen verlassen. Auch im Bereich des ehrenamtlichen Naturschutzes fehle der Expertennachwuchs; unklar sei, ob genügend junge ExpertInnen mit Spezialwissen für meist sehr kleine Tier- oder Pflanzengruppen nachkämen.
Dabei bilde eine fundierte Artenkenntnis das Rüstzeug für viele Forschungs- und Arbeitsbereiche weit über den Naturschutz hinaus. Gerade in Zeiten des Klimawandels sei es wichtig, dass entsprechendes Fachwissen verfügbar ist - z.B. um Neuankömmlinge wie den aus Amerika jüngst eingeschleppten "westlichen Maiswurzelbohrer" erkennen und angemessen reagieren zu können.
Erstaunt zeigen sich die Grünen über die Auskunft, dass noch keine Gespräche zwischen den Ländern zur Situation der taxonomischen Forschung und Lehre stattgefunden haben. "Genau das wäre aber notwendig", betont Splett, die eine Stärkung dieses Arbeitsbereichs an Hochschulen und Museen fordert.