Gemeinsame Pressemitteilung mit dem NABU vom 20. August 2010

 

NABU und GRÜNE einig: Für Wiedervernetzung von Lebensräumen muss mehr getan werden

Andre Baumann und Gisela Splett besuchen Wildtierkorridor Heckengäu 

 

Herrenberg – NABU und GRÜNE fordern verstärkte Anstrengungen zur Erhaltung von Wildtierkorridoren und zur Wiedervernetzung zerschnittener Lebensräume. Tieren ihre natürlichen Wanderungen wieder zu ermöglichen und so ihre Bestände zu vernetzen und zu sichern, ist seit vielen Jahren ein zentrales Anliegen für NABU und GRÜNE. Um auf das Problem aufmerksam zu machen, haben sich die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Dr. Gisela Splett, und der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann am heutigen Freitag an der B 14 bei Herrenberg getroffen – einem Brennpunkt für viele wandernde Tierarten. 

 

Der Austausch von (Groß-)Säugetieren zwischen Nordschwarzwald und Schönbuch wird insbesondere durch die A 81 erschwert, die auf weiten Strecken ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Lediglich auf Höhe Herrenberg verläuft die A 81 im Schönbuchtunnel. Hier besteht also eine Querungsmöglichkeit für Wildtiere. Doch damit tatsächlich ein funktionsfähiger Wildtierkorridor entsteht, müssen auch die anderen Hindernisse zwischen Nagold und dem Schönbuchtunnel durchlässig gemacht werden. Ein großes Hindernis stellt dabei die B 14 dar, auf der zwischen Nufringen und Herrenberg täglich rund 20.000 Fahrzeuge verkehren. Hier wäre eine Grünbrücke oder ein Durchlass verbunden mit Leiteinrichtungen sinnvoll, so Splett und Baumann. Notwendig ist außerdem neben einem vergrößerten Durchlass unter der Gäubahn auch die Aufwertung des Korridors mit Hilfe attraktiver „Trittsteinbiotope“. Darunter versteht man ein Netz von Lebensräumen, über das sich die betroffenen Tierarten bewegen und verbreiten können, indem sie sich von einem „Trittsteinbiotop“ zum nächsten weiterhangeln. 

 

Baumann und Splett begrüßen, dass das Ministerium Ländlicher Raum im Juni endlich eine erste Version eines „Generalwildwegeplans“ veröffentlicht hat. Die Verbindung über den Schönbuchtunnel ist hier als Wildtierkorridor von „nationaler Bedeutung“ eingetragen. Wichtig sei jedoch, die nun identifizierten Korridore tatsächlich langfristig zu sichern und bestehende Hindernisse zu entschärfen. Ansonsten nehme die Zerschneidung weiterhin zu, Wildtierpopulationen würden weiter isoliert und auch durch den Klimawandel erzwungene Wanderbewegungen unmöglich gemacht.
 
Während der von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) erarbeitete Generalwildwegeplan vor allen Dingen Bedürfnisse waldbewohnender Arten berücksichtigt, arbeitet die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) an den Planungen für den durch Bundesnaturschutzgesetz vorgeschriebenen flächendeckenden Biotopverbund. Splett und Baumann fordern einen zügigen Abschluss dieser Planungsarbeiten und den Einstieg in die Umsetzung: „Generalwildwegeplan und Biotopverbundplanung müssen zusammen gebracht werden. Was wir brauchen, ist ein umfassender Plan für die ’grüne Infrastruktur’ im Land.“ 

 

Kritik üben beide am aktuellen Entwurf des Generalverkehrsplans. Zwar werde das Zerschneidungsproblem angesprochen, konkrete Aussagen zur Lösung der Problematik fehlten aber vollständig. Auch der Verweis auf die im Rahmen des Konjunkturprogramms II umgesetzten Maßnahmen greife viel zu kurz: Es handle sich überwiegend um Kleintier- bzw. Amphibiendurchlässe. Wichtige Maßnahmen für größere Tierarten fehlten. So sei auch das ursprünglich an der B 14 bei Herrenberg/Nufringen geplante Projekt fallen gelassen worden. „Wir brauchen endlich ein Programm zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit und Finanzierungsmöglichkeiten für Querungshilfen auch an bestehenden Straßen“, sind sich Splett und Baumann einig.