Gemeinsame Pressemitteilung von MVI und NABU vom 02. März 2012
Staatssekretärin Splett und
NABU-Chef weihen Querungshilfe
für Amphibien ein
Neue Anlage
am Weingartener Moor soll
tausende Amphibien retten /
Appell an AutofahrerInnen:
„Tempo drosseln und vorsichtig
fahren!“ / Überfahrene Kröten
zentral unter
www.gruenes-wegenetz.de
melden
Weingarten/Karlsruhe – Nach den
kalten Wintertagen sind nun
wieder unzählige Kröten, Frösche
und Molche unterwegs zu ihren
Laichgewässern. Auf dem Weg
dorthin müssen die Amphibien
auch Straßen überqueren, wo
diese nicht selten dem
Straßenverkehr zum Opfer fallen.
Mit Finanzmitteln aus dem
Konjunkturpaket II ist jetzt am
Weingartener Moor bei Karlsruhe
einer von vielen Brennpunkten im
Land entschärft worden: Neue
Amphibientunnel mit
Leiteinrichtung werden den
Tieren zukünftig eine sichere
Wanderung ermöglichen. Frau Dr.
Gisela Splett MdL,
Staatssekretärin im Stuttgarter
Ministerium für Verkehr und
Infrastruktur, und Herr Dr.
Andre Baumann, Vorsitzender des
NABU Baden-Württemberg, haben am
heutigen Freitagabend
(02.03.2012) vor Ort auf die
Amphibienwanderung aufmerksam
gemacht.
„Ich freue mich, dass wir
Finanzmittel aus dem
Konjunkturprogramm nutzen
konnten, um die bestehende
Amphibienschutzanlage an der B 3
Weingarten zu erweitern“, so die
Staatssekretärin. Fünf
Amphibiendurchlässe, zwei
Stopprinnen und rund 400 m
zusätzliche
Amphibienleiteinrichtungen
leisten ihren Beitrag dazu, dass
die Amphibien sicher ins
Weingartener Moor gelangen. Der
zweite Teilabschnitt des
Wiedervernetzungsprojekts auf
Gemarkung Durlach konnte
aufgrund erforderlicher
Abstimmungen nicht wie
ursprünglich vorgesehen über das
Konjunkturpaket II finanziert
werden. Dieser Abschnitt der
Amphibienschutzanlage befindet
sich derzeit in der Entwurfs-
bzw. Ausführungsplanung. „Ich
hoffe sehr, dass der Bau dieses
zweiten Abschnitts in der
zweiten Hälfte 2012 beginnen
kann“, erläuterte Splett.
„Die alljährliche Wanderung vom
Winterquartier zum Laichgewässer
endet für viel zu viele
Amphibien tödlich. Autos sind
neben dem Verlust an Lebensraum
die Gefahrenquelle Nummer eins
für die Tiere“, sagten Splett
und Baumann bei dem
Vor-Ort-Termin. Umso wichtiger
sei es, dass in
Baden-Württemberg neben dem
„grauen Wegenetz“ aus Straßen
und Autobahnen auch ein „Grünes
Wegenetz“ entstehe, über das
Frösche, Dachse und Luchse
gefahrlos durch das Land wandern
können. NABU-Landeschef Baumann
mahnte ein entsprechendes
Landesprogramm bei
Staatssekretärin Splett an.
Das Weingartener Moor ist einer
der landesweit bedeutendsten
Lebensräume für Amphibien. Der
Springfrosch hat hier eines
seiner größten Vorkommen.
Mitunter wurden über 4.000
Exemplare gezählt. Daneben
bevölkern vor allem Erdkröten
das Feuchtgebiet sowie
Grasfrösche, Feuersalamander und
verschiedene Molcharten.
Wenn die Amphibien wandern,
tragen überall im Land Jahr für
Jahr zahllose ehrenamtliche
NaturschützerInnen rund eine
halbe Million Kröten und Frösche
über die Straße.
„Ein besonderer Dank gilt den
vielen ehrenamtlichen
Helferinnen und Helfern sowie
den Autobahn- und
Straßenmeistereien, die die
Aktionen beispielsweise durch
die Bereitstellung von
provisorischen Schutzzäunen,
Lagerung, Auf- und Abbau der
Zäune und das Aufstellen von
Verkehrszeichen unterstützen“,
so Dr. Splett und Dr. Baumann.
Was viele nicht wissen: Viele
Amphibien sterben, obwohl sie
nicht direkt von einem Auto
überrollt werden. Der Luftdruck
schnell vorbeifahrender
Fahrzeuge ist nach NABU-Angaben
oft so groß, dass die inneren
Organe der Tiere platzen.
„Bereits ab Tempo 30 ist der
Luftdruck tödlich. Nur Slalom zu
fahren, hilft nichts. Wir rufen
daher alle Autofahrer auf, das
Tempo zu drosseln und vorsichtig
zu fahren, sobald Kröten auf der
Straße sind“, appellierten Dr.
Splett und Dr. Baumann.
Wie viele Kröten und Frösche
jedes Jahr dem Straßenverkehr
zum Opfer fallen, weiß niemand –
auch die ExpertInnen nicht.
Deshalb bittet der NABU jetzt
die Bevölkerung um Mithilfe: Wer
überfahrene Amphibien sieht,
soll sich die Anzahl, soweit
möglich die Art und den Fundort
merken und unter
www.gruenes-wegenetz.de
melden. Der NABU wertet die
Daten zentral aus und kann sich
dadurch an den Brennpunkten für
einen besseren Schutz der Kröten
einsetzen. Staatssekretärin
Splett lobte die Aktion als
Baustein für einen
funktionierenden Amphibienschutz
und rief die Bürgerinnen und
Bürger gemeinsam mit
NABU-Landeschef Baumann auf,
sich zu beteiligen und
überfahrene Kröten zu melden.
Hintergrund:
Das Konjunkturprogramm hat es
ermöglicht, an zehn Abschnitten
von baden-württembergischen
Bundesautobahnen und
Bundesstraßen Maßnahmen zur
Wiedervernetzung von
Lebensräumen zu realisieren.
Um auch in Fortsetzung des
Konjunkturpakets II wichtige
Maßnahmen zur Wiedervernetzung
ehemals getrennter Lebensräume
umsetzen zu können, hat sich
Baden-Württemberg auf
Bundesebene für die kurzfristige
und konsequente Fortführung des
Bundesprogramms Wiedervernetzung
stark gemacht. Ziel der im
November 2011 eingebrachten,
jedoch noch nicht
abgeschlossenen
Bundesratsinitiative war die
baldige Verabschiedung und eine
hinreichende Finanzausstattung
dieses bedeutenden
Bundesprogramms. „Mit der
Verabschiedung des
Bundesprogramms Wiedervernetzung
durch das Bundeskabinett vor
zwei Tagen ist ein wichtiger
Schritt erfolgt“, freute sich
die Staatssekretärin.